Mit der Höheren Fachprüfung zum Sanitärplaner hat der ausgebildete Gebäudetechnikplaner Sanitär EFZ Robin Jäggi einen Teil des Rüstzeugs für die Übernahme des elterlichen Betriebs, der Jäggi Vollmer GmbH in Basel, erlangt. Der Vater von vier Kindern hat den Spagat zwischen Beruf, Familie und die Vorbereitung auf die Prüfung erfolgreich hinbekommen.
Interview: Luca D'Alessandro, Fotos: Dominik Plüss
Die Spengler- und Sanitärfirma Jäggi Vollmer GmbH in Basel konnte bei den diesjährigen Schweizer Berufsmeisterschaften, den SwissSkills 2025, einen Achtungserfolg verbuchen. Ihr ehemaliger Lernender Felix Loepfe erreichte den dritten Platz in der Kategorie Spenglerei. Dieses Ergebnis kommt nicht von ungefähr: Im inhabergeführten Unternehmen wird Bildung grossgeschrieben. Das 21-köpfige Familienunternehmen beschäftigt heute drei Auszubildende zum/zur Sanitärinstallateur/in EFZ sowie drei zum/zur Spengler/in EFZ und «die Lehrstelle zum Sanitärinstallateur für das nächste Jahr ist bereits vergeben», sagt Robin Jäggi. Der 28-Jährige ist gemeinsam mit Vater Felix und Mutter Sonja Co-Geschäftsführer. Vor gut 22 Jahren haben Felix und Sonja den Betrieb vom damaligen Namensgeber Vollmer übernommen. Gegenwärtig ist Robin Anwärter auf die Betriebsübernahme.
Breiter Rucksack
Robin Jäggi hat viel Zeit und Energie in die eigene Karriere gesteckt: Nach seiner Erstausbildung zum Möbelschreiner EFZ von 2012 bis 2016 sammelte er während eines Zwischenjahres neue praktische Erfahrungen als Sanitärinstallateur im elterlichen Betrieb und als Pontonier im Militär, bevor er eine Zweitlehre zum Gebäudetechnikplaner Sanitär EFZ begann. Diese schloss er bei der Rosenmund Haustechnik AG in Basel ab, wo er im Anschluss zum Projektleiter Sanitär aufstieg. 2023 führten ihn seine Wege wieder zurück zur Jäggi Vollmer GmbH. Zunächst war er als Projektleiter Sanitär angestellt. Ein Jahr später folgte die Rolle des Geschäftsführers.
Berufsbegleitend bereitete er sich zwischen 2022 und 2024 auf die Höhere Fachprüfung zum Sanitärplaner vor. Diese ist auf Tertiärstufe angesiedelt und setzt neben Berufserfahrung den Abschluss verschiedener Lerneinheiten – sogenannte Module – voraus, die in der Meisterschule in Lostorf angeboten werden. Dazu gehören beispielsweise Berufskunde, Planen und Berechnen, Finanzwesen, Unternehmens- oder Personalführung. Mit dem Bestehen der Prüfung erlangte Robin Jäggi das eidgenössische Diplom.
Robin Jäggi, inwiefern hat Dir das Diplom für Deinen beruflichen Alltag etwas gebracht?
R. J. : Ich habe ein grösseres Verständnis für Normen und Gesamtzusammenhänge entwickelt. Insbesondere durch den Austausch mit den anderen Modulteilnehmenden konnte ich wertvolle Erkenntnisse für meine aktuelle Planungstätigkeit gewinnen. Wie werden bestimmte planerische Aspekte in der Ostschweiz gehandhabt? Wie sind Unternehmen in der Zentralschweiz organisiert? Für mich als Geschäftsführer einer Sanitärfirma sind solche Informationen aus dem praktischen Alltag enorm wichtig. Auch schulische Elemente waren zu einem Grossteil relevant für mich. Vielleicht waren sie nicht immer konkret in meinem betrieblichen Alltag anwendbar, trotzdem gab es AHA-Momente. Ausserdem war es beeindruckend, welche Möglichkeiten sich boten für den Aufbau eines beruflichen Netzwerks.
Wo konntest Du konkret von der Interaktion mit anderen Teilnehmenden profitieren?
Während meiner Lehre zum Gebäudetechnikplaner Sanitär war das Zeichnen weniger im Mittelpunkt gestanden, da ich überwiegend in der Projektleitung und der Ausführung von Projekten tätig war. Während des Besuchs der Kurse in Lostorf lernte ich aber Kolleginnen und Kollegen mit einer Anstellung in einem Planungsbüro kennen. Von ihnen konnte ich massiv profitieren. Beim Zeichnen sind sie viel effizienter und verfügen über bessere Vorlagen als ich. Ich schaute ihnen über die Schultern und konnte schliesslich eigene Vorlagen für unseren Betrieb zusammenstellen – das Zeiteinsparpotenzial ist mit guten Vorlagen gewaltig.
Wie zum Beispiel?
In manchen Lerneinheiten, insbesondere im Modul «Planen und Berechnen», hatte man endlich die Zeit – die einem im Betrieb oft fehlt – sich intensiv mit dem CAD-Programm und dessen Funktionen auseinanderzusetzen. Tatsächlich konnte ich für mich massgeschneiderte Vorlagen erstellen, mit denen ich sowohl an der Prüfung als auch im Betrieb eine enorme Zeitersparnis generieren konnte. Gleiches gilt für Berechnungsvorlagen, die ich teilweise im Unterricht und teilweise in meiner Freizeit auf Excel-Basis erstellt habe und die mir sowohl bei den Modulprüfungen als auch im Berufsalltag zu deutlich mehr Effizienz verhalfen. Und sie tun das noch heute.
Inwiefern waren andere Themen wichtig?
Sie waren wertvoll – Finanzwesen zum Beispiel, oder Arbeitsorganisation. Die Führungs- und Marketingmodule fand ich inhaltlich interessant, stellte jedoch fest, dass man für eine bestimmte Rolle im Unternehmen auch persönlich der richtige Typ sein muss. Eine Führungsrolle kann man nicht einfach so lernen. Denn, neben dem Bauchgefühl ist auch die Fähigkeit, Dinge zu antizipieren und Muster zu erkennen, essenziell. Die Lehrkräfte waren zum Teil sehr gut und brachten spannende Inputs. Diese galt es dann, in die eigene Realität zu übertragen.
Es gibt noch andere Ausbildungen auf Tertiärstufe. Wie kam es zum Entschluss, die Fachprüfung zum Sanitärplaner anzustreben?
Für den Eintritt in die Fachhochschule (FH) wäre die Berufsmaturität erforderlich gewesen – diese habe ich nicht. Eine Ausbildung an einer Höheren Fachschule (HF) wäre indes stärker technisch ausgerichtet gewesen und hätte mehr Gewicht auf detaillierte Berechnungen gelegt, was ich auch nicht unbedingt wollte. Die Fachprüfung ist hingegen breiter ausgelegt, insbesondere in den betriebswirtschaftlichen Fächern. Sie war daher für meine Ziele die passende Wahl.
Du würdest Dich also wieder für diesen Bildungsweg entscheiden?
Auf jeden Fall.
Blicken wir zurück: 2012 hast Du den Weg einer vierjährigen Berufslehre zum Möbelschreiner eingeschlagen.
Ich war vom Beruf fasziniert und die Lehre gefiel mir. Ich merkte dann aber im letzten Lehrjahr, dass die Grundlage und Möglichkeit, den Betrieb der Eltern übernehmen zu können, eine Steilvorlage darstellt, die anzugehen sich lohnen könnte. Zwar wollte ich weder Sanitärinstallateur noch Spengler werden, weshalb sich die Option des Gebäudetechnikplaners Sanitär als richtig erwies. Insbesondere auch deshalb, weil es bei den Schreinern kein Pendant gibt, wie zum Beispiel «Schreinerplaner». Also bewarb ich mich bei mehreren Sanitär- und Planungsunternehmen und erhielt schliesslich einen Ausbildungsvertrag bei der Rosenmund Haustechnik AG.
War eine Lehre im elterlichen Betrieb keine Option?
Nein, weil wir unternehmensintern keine Gebäudetechnikplanerinnen und -planer Sanitär ausbilden. Ausserdem wollte ich externe Erfahrungen sammeln, um diese dann direkt oder indirekt in den elterlichen Betrieb einfliessen lassen zu können.
Die Zweitlehre verlief ebenfalls erfolgreich. Danach ging es steil nach oben.
Direkt nach dem Lehrabschluss durfte ich als Projektleiter Sanitär und zeitgleich mit der Vorbereitung zur Höheren Fachprüfung starten. Ich habe von dieser Berufs- und Bildungskombi enorm viel profitiert.
Und dies alles hast du neben dem Beruf und deiner jungen Familie geschafft – wie meistert man diesen Spagat?
Ehrlich gesagt, war das nur möglich mit der Unterstützung meiner Partnerin. Wir haben vier Kinder, und sie trägt zuhause die Hauptverantwortung für die Familie. Dieses klassische Rollenmodell, das heute oft nicht mehr als modern gilt, ist für uns jedoch genau das richtige. Ihre Unterstützung war entscheidend dafür, dass ich die Ausbildung neben dem Beruf erfolgreich abschliessen konnte.
Sind weitere Fortbildungen geplant?
Im Moment werde ich mich auf die Übernahme des Familienbetriebs konzentrieren. Allenfalls kommen kleinere Spezialisierungskurse infrage. Ob zu einem späteren Zeitpunkt eine rein betriebswirtschaftliche Weiterbildung erfolgen soll, kann ich nicht sagen. Dennoch würde mich eine Herausforderung in diesem Bereich sehr interessieren.
Höhere Berufsbildung
Sanitärplaner/-in mit eidg. Diplom
Die Ausbildung zum/zur Sanitärplaner/-in mit eidg. Diplom richtet sich an Fachpersonen im Sanitär- und Planungsbereich, die eine leitende Funktion wahrnehmen oder einen eigenen Betrieb führen. Sie planen anspruchsvolle Wasser- und Gasinstallationen und koordinieren die vollständige Auftragsabwicklung. Die Ausbildung hat eine ausgeprägte betriebswirtschaftliche Komponente.
Zulassung zur Prüfung
Zur Prüfung zugelassen sind Gebäudetechnikplaner/-innen Sanitär EFZ mit mindestens drei Jahren Berufspraxis oder Gebäudetechnikplaner/-innen Heizung EFZ mit mindestens fünf Jahren Berufspraxis in der Sanitärplanung nach beendeter Berufslehre (EFZ). Zugelassen sind auch Chefmonteure/-innen Sanitär mit eidg. Fachausweis und mit mindestens drei Jahren Berufspraxis in der Sanitärplanung nach beendeter Berufslehre. Ausserdem müssen Prüfungsanwärterinnen und -anwärter den Abschluss der erforderlichen Modulabschlüsse oder entsprechende Gleichwertigkeitsbestätigungen belegen können.
Dauer des Bildungsgangs
Der Bildungsgang umfasst den Besuch von neun Lerneinheiten mit diversen Modulen und dauert rund zwei Jahre.
Die Module werden in Ausbildungsblöcken von zwei bis drei Wochen angeboten über einen Zeitraum von insgesamt 34 Wochen.
Impressum
Textquelle: Luca D'Alessandro
Bildquelle: Dominik Plüss
Bearbeitung durch: Redaktion Phase 5
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