
«Wagt den Schritt ins Unbekannte!»
Während es Berufswahlprozesses schwankte der heute 31-jährige Gregor Jeker aus Aesch, Baselland, zwischen Gymnasium und einer Lehre als Gebäudetechnikplaner. Er entschloss sich für zweites. «Es war die richtige Wahl», sagt er rückblickend. Zu Recht: Seine Karriere verläuft wie am Schnürchen. Angetrieben wird diese von seiner Zielstrebigkeit absolvierte er Bachelor- und Masterstudien in Gebäudetechnik HKLS und Building Technologies an der Hochschule Luzern (HSLU).
Interview: Luca D'Alessandro, Fotos: Dominik Plüss
Die international operierende Jobst Willers Engineering AG mit Sitz in Rheinfelden AG bietet massgeschneiderte gebäudetechnische Ingenieurlösungen für die Bereiche Life Science und Gesundheit, sowie für Flughäfen, Rechenzentren, Büro- und Forschungsgebäude. Teil dieser neunzig Personen umfassenden Belegschaft ist auch Gregor Jeker. Er ist seit 2019 als Projekt- und Teamleiter dabei und versteht es, seine Kollegen im Team so zu motivieren, «damit wir gemeinsam wachsen können.»
Gregor Jeker, welche Faktoren beeinflussten nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit deine Berufswahl?
Gregor Jeker: Zunächst wusste ich nicht, was ich wirklich machen wollte, obwohl ich die Möglichkeit gehabt hätte, das Gymnasium zu besuchen. Nach ein paar Schnupperlehren – zum Beispiel als Landschaftsgärtner – kam schliesslich mein Onkel auf mich zu. Er arbeitete als Senior Projektleiter bei einem Gebäudetechnikunternehmen. Nach einer Schnupperlehre bei ihm entschloss ich mich schliesslich für die Lehre zum Haustechnikplaner, Fachrichtung Heizung.
Mit welchen Argumenten vermochte der Onkel zu überzeugen?
Was er genau sagte, weiss ich nicht mehr. Er machte aber einen grossartigen Job als Werber! Ausschlaggebend waren schliesslich die Eindrücke, die ich während den Schnupperwochen im Unternehmen sammeln durfte. Die Mitarbeitenden waren sehr freundlich. Und sie inspirierten mich.
Der Lehrbetrieb während der Berufslehre war aber nicht der jetzige Arbeitgeber?
Nein, das war beim Planungsbüro Eicher + Pauli. Parallel peilte ich die Berufsmaturität an. Denn mir war klar: Ich wollte mich im Anschluss an die Lehre auf Tertiärstufe weiter ausbilden.
Wie ging es nach der beruflichen Grundbildung weiter?
Nach dem Militärdienst standen mehrere Optionen für mich offen: eine Fachhochschule, eine Höhere Fachschule oder zu einem späteren Zeitpunkt allenfalls eine Eidgenössische Prüfung. Alle Wege hatten das gewisse Etwas. Die Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen meines Lehrbetriebs machten mich schliesslich auf das Bachelorstudium in Gebäudetechnik der HSLU aufmerksam, wo ich mich dann auch einschrieb.
Wie erging es Dir beim Gedanken, erneut die Schulbank drücken zu müssen?
Der Gedanke war nicht besonders präsent. Ich wollte das Studium ja. Zugegeben: Das erste Halbjahr hatte es in sich. Zeitweise zweifelte ich meinen Entscheid an. Die Studienkolleginnen und -kollegen äusserten gegenüber sich selbst ähnliche Bedenken, was mich bestärkte, dranzubleiben und nicht locker zu lassen.
Wie war der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen?
Das Leben als Student oder Studentin an der HSLU, vor allem am Campus Horw, zeichnete sich durch eine besonders kollegiale Atmosphäre aus. Ich spürte den starken Zusammenhalt. Fast wöchentlich trafen wir uns im Rahmen eines Events und tauschten uns aus. Heute noch finden regelmässige Treffen statt.
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Gregor Jeker: "Der Grossteil des im Studium erworbenen Wissens lässt sich in den betrieblichen Alltag übertragen." -
Gregor Jeker: "Wir müssen verstehen, was in anderen Disziplinen am Bau geschieht."
Welche war die grösste Herausforderung?
Ich bin keine Person, die komplexe mathematische Zusammenhänge auf Anhieb versteht. Das merkte ich etwa, als ein Mathematikprofessor vier Stunden lang die Wandtafel mit Formeln füllte. Diesen «Stress» spürte aber nicht nur ich. Bald stellte ich fest: Es ist machbar. Ich kam schrittweise in die Materie hinein und wurde ruhiger.
Nicht nur das: Du hast das Studium mit Bravour gemeistert und die beste Bachelorarbeit deines Jahrgangs eingereicht.
Am Erfolg waren wir zu zweit beteiligt. Ein Studienkolleg war mit einem Studienauftrag zu einem möglichen thermischen Netz am Universitätsspital Zürich auf mich zugekommen. Diesen führten wir in Zusammenarbeit mit der J. Willers Engineering AG als Industriepartner durch.
J. Willers Engineering bot Ihnen daraufhin eine Stelle an.
Ja.
Was wurde aus den Studienresultaten?
Sie wurden nicht umgesetzt. Trotzdem können wir heute noch von den Learnings profitieren, die in anderen Projekten Anwendung finden.
Inwiefern fand während des Studiums der Transfer zur Praxis statt?
Der Studiengang Gebäudetechnik an der Hochschule Luzern verbindet Studium und Praxis auf hervorragende Weise. Ich würde sagen, dass sich ein Grossteil des erworbenen Wissens in den betrieblichen Alltag übertragen lässt. Die Heftordner aus meinem Studium stehen heute noch in meinem Regal am Arbeitsplatz und dienen mir als Nachschlagewerk. Wertvoll waren während des Studiums ausserdem die zahlreichen interdisziplinären und praxisbezogenen Gruppenarbeiten mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen. Als Technikerinnen und Techniker macht es Sinn, wenn wir uns auch funktionale und gestalterische Ansätze vor Augen führen. Wir müssen verstehen, wie in anderen Disziplinen gedacht wird.
Prägte diese Erfahrung dein Führungsverständnis?
Sicherlich erwirbt man während des Studiums im Umgang mit anderen Menschen gewisse Leadershipkompetenzen. Diese kommen denn auch in meinem beruflichen Alltag als Teamleiter zum Tragen. Meine Teamleitungsfunktion übe ich allerdings nur zu etwa zehn Prozent aus. Hauptsächlich bin ich mit meinen Teamkollegen direkt in Projekten involviert, sowohl bei den Kunden vor Ort als auch im Büro.
2021 erfolgte eine weitere ambitiöse Bildungsetappe mit dem Start eines Masterstudiums.
Berufsbegleitend absolvierte ich den Master in Building Technologies an der HSLU inklusive eines Studienaufenthaltes in Edinburgh. Im Rahmen des Masters konnte ich durch neue Aufgaben zusätzliche Expertise erlangen. Als Masterarbeit programmierte ich einen sogenannten «digitalen Zwilling» für den Roche-Turm, Bau 1, in Basel.
Was passierte damit?
Meine Programmierarbeit floss in ein übergeordnetes, grosses Projekt. Ich bin zufrieden mit dem Erreichten. Allerdings: Während des Programmierens wurde mir schnell klar, dass ich das nicht auf Dauer machen will. Ich arbeite nicht gerne allein am Computer – lieber im Team.
Die Interaktion mit Menschen ist Ihnen wichtig.
Ja, und diese will ich im Alltag unbedingt leben. Mit meinem Team, etwa, oder als Berufsbildner bei der J. Willers Engineering AG oder als Lernmoderator bei Suissetec in Lostorf. Der Austausch mit gleichaltrigen Nachwuchskräften entspricht mir. Ich empfinde diesen als grosse Bereicherung.
Mit deiner Erfahrung gehörst du inzwischen zu den Brancheninsidern und Botschaftern. Was würdest du jungen Menschen raten, die mit einer beruflichen Laufbahn im Bereich der Gebäudetechnik liebäugeln?
Wagt den Schritt ins Unbekannte! Berufsprofile mögen manchmal abschreckend erscheinen, aber gebt ihnen eine Chance. Nach der vierjährigen Lehre versteht ihr, worum es geht, und es wird immer spannender. Selbst wenn alles mathematisch klingt, lasst euch nicht entmutigen: Mathematik kann man lernen! Ausserdem sind soziale Kompetenzen entscheidend, da ihr oft mit Kundinnen und Mitarbeitenden arbeitet. Auch kommunikative Fähigkeiten sind in diesem Berufsfeld unbezahlbar.
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Dorian Lekaj - der beste Lehrabgänger als Gebäudetechnikplaner Heizung des vergangenen Jahres. Mehr erfahren hier:
Bildungsinstitut
Hochschule Luzern / Dept. Technik & Architektur
Bachelor of Science in Gebäudetechnik | Energie (Studienrichtungen)
- Heizung-Lüftung-Klima-Sanitär (HLKS)*
- Gebäude-Elektroengineering (GEE)
Hslu.ch > technik-architektur >studium > bachelor > gebaeudetechnik-energie
*HLKS: Das Gebäudetechnik-Studium mit Studienrichtung HLKS ist zugeschnitten auf Fachleute aus der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsbranche und orientiert sich stark an praxisnahen Projekten. Die Studierenden arbeiten mit Architekten, Gebäudetechnikerinnen und Bauingenieuren zusammen und lernen interdisziplinär zu denken und zu handeln. So erhalten sie wertvolle Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit und Energie am Bau – was von der Klimapolitik zukünftig gefordert wird.
Studiendauer
- Vollzeit: 6 Semester
- Berufsbegleitend: 8 Semester
Tätigkeitsfelder
- Projektierung komplexer Gebäudetechnikanlagen
- Erstellen von Energie- und Gebäudetechnikkonzepten
- Entwickeln von Komponenten für die Gebäudetechnik
- Beratung im Bereich Gebäudetechnik und Energie
- Mitarbeit bei der Gesamtoptimierung von Bauwerken
Zulassungsbedingungen
Zum Studium zugelassen werden Bewerberinnen und Bewerber mit einer technischen Berufsmatura (Deutschland: Fachhochschulreife) mit anerkannter einschlägiger Berufsausbildung oder mit einer gymnasialen Matura mit Praktikum. Zugelassen werden zudem auch Personen mit einem HF-Abschluss in einem einschlägigen Bereich.
Weitere wichtige Hinweise zu den Zulassungsbedingungen zum Studium sind unter folgendem Link zu entnehmen:
https://t1p.de/2dmr8
Impressum
Textquelle: Luca D'Alessandro
Bildquelle: Dominik Plüss
Bearbeitung durch: Redaktion Phase 5
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