Atanas Ott zu seinen Zukunftsplänen im Bereich Photovoltaik: Ausgewählte, schöne Projekte zu realisieren und dabei auf Qualität – und übrigens auch auf Sicherheit bei der Installation – zu setzen, das ist mein Ziel. (Alle Fotos: Ethan Oelman)

Vom Modellbauatelier aufs Solardach

Atanas Ott liebt seinen aktuellen Beruf. Fast sein halbes Leben hat der 30-Jährige als Architekturmodellbauer gearbeitet und will das auch weiterhin tun. Gleichzeitig steht er kurz vor Abschluss seiner Ausbildung zum Photovoltaik-Installateur. Nach dem Motto «Das eine tun und das andere nicht lassen», baut sich Atanas ein zweites berufliches Standbein in einer schnell wachsenden Haustechnikbranche auf. Er erzählt im Interview, wie er auf die Idee gekommen ist und warum er die Zukunft nimmt, wie sie kommt.


Interview: Andreas Stettler, Fotos: Ethan Oelman


Wir sitzen im K-Atelier von Thomas Kubli in Zürich-Affoltern, wo Atanas Ott seit 2022 arbeitet. Es ist seine zweite Stelle in dieser Branche, die mit vier bis acht Lehrstellen in der ganzen deutschsprachigen Schweiz recht überschaubar ist. Es überrascht deshalb nicht, dass «man sich kennt», und sein Lehrbetrieb und vorheriger Arbeitgeber regelmässig mit dem K-Atelier zusammenarbeitet.

Atanas, erzähle bitte kurz von deinem bisherigen Werdegang.

Atanas Ott: Ich bin bei Rapperswil aufgewachsen und ging in die Rudolf-Steiner-Schule in Wetzikon. Im 10. Schuljahr riet mir die Berufsberaterin, es doch mit Architekturmodellbau zu versuchen. Ich machte eine Schnupperlehre bei Modellbau Wolf in Zürich und war sofort begeistert. Ich entschied mich also für eine Berufslehre und liess die Schule hinter mir. Seit dann übe ich diese schöne Tätigkeit mit grosser Befriedigung aus. Ich war ausserdem Kursleiter, Lehrlingsbetreuer und Geschäftsführer-Stellvertreter sowie Mitglied eines Gremiums zur Ausgestaltung der Lehrabschlussprüfung.

Wie gestaltest du dein Privatleben?

Ich lebe mit meiner Partnerin zusammen im Zürcher Oberland. Ich bin gerne und viel in der Natur, wandere, bouldere, sammle Pilze, suche Kristalle. Hin und wieder trifft man mich auf dem Töff oder beim Schrauben unter dem Auto an.

Glücklich im Job und trotzdem eine Veränderung? Was gab den Anstoss?

Auf der einen Seite kam ich ins Nachdenken, als ich vor meinem Wechsel zum K-Atelier mit Freunden während eines halben Jahres im Offroad-Camper bis nach Marokko unterwegs war. Ich fragte mich, ob ich einfach zum gleichen Arbeitgeber zurückkehren, einen neuen Modellbau-Betrieb oder etwas ganz Anderes suchen sollte. Wie man sieht, habe ich den Betrieb gewechselt.

Andererseits hatten mein Götti und mein Vater vor ungefähr einem Jahr die Idee, eine Solarfirma zu gründen. Beide haben Erfahrung als Elektriker bzw. mit erneuerbaren Energien. Weil mein Vater, der kurz vor seiner Pensionierung steht, die Ausbildung zum Photovoltaik-Installateur nicht mehr antreten wollte, kam ich ins Spiel. Aus Interesse an Umwelttechnologie und ganz allgemeiner Neugier schaute ich das näher an. Nun drücken also mein Götti und ich gemeinsam die Schulbank bei der Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur (STFW); Ende Juni dieses Jahres stellen wir uns beide der Prüfung für das STFW/suissetec-Zertifikat – und bestehen diese hoffentlich auch!

Es braucht offenbar noch eine weitere Bewilligung, um PV-Anlagen installieren zu können?

Genau. Nebst den wichtigsten Grundlagen und Anwendungspraxis werden wir auch auf die Prüfung zur NIV (Niederspannungs-Installationsverordnung) Art. 14 vorbereitet, zu der wir uns anmelden und die wir ein paar Wochen nach Ausbildungsende machen können. Erst damit erfüllen wir die Zulassungskriterien des Eidg. Starkstrominspektorats (ESTI) für «Installationsarbeiten an besonderen Anlagen». Neben Alarm-, Hebe- und Förderanlagen oder Leuchtschriften gehören u.a. auch PV-Anlagen dazu. Für das reine Montieren der Panels braucht man keine solche Bewilligung, aber für den elektrischen Teil, d.h. die Verkabelung oder den Wechselrichter.

Wie wirst du nun die beiden Berufe unter einen Hut bringen?

Das lasse ich auf mich zukommen. Beim K-Atelier arbeite ich ja bereits auf Stundenbasis, d.h. ich bin sehr flexibel. Es ist auch nicht meine Absicht, möglichst viele PV-Anlagen umzusetzen, weil ich in meinem angestammten Berufen bleiben möchte. Ausgewählte, schöne Projekte zu realisieren und dabei auf Qualität – und übrigens auch auf Sicherheit bei der Installation – zu setzen, das ist unser Ziel. Mein Götti wird hauptsächlich die Planung machen, während eine Helferin mit mir die Panels montieren wird. Die elektrischen Anschlussarbeiten werden wir im Team ausführen.

 

Was reizt dich an diesem Job und worauf freust du dich?

Ich denke, das Handwerkliche bringe ich grösstensteils bereits mit, auch wenn ich im Atelier sehr filigran arbeite. Was mich fast noch mehr reizt, ist auf dem Dach, im grösseren Massstab und mit elektrotechnischen Komponenten zu arbeiten. Das ist das wirklich Neue! Meine Kletterfähigkeiten könnten mir sogar gute Dienste leisten da oben!

Apropos neu: Wie meistert ein Quereinsteiger die Materie?

Das ist eigentlich kein Problem. Natürlich war z.B. die ganze Elektrotechnik komplettes Neuland für mich, da kommt man eben nicht ums selbstständige Lernen herum. Gleichzeitig profitieren wir auch von den anderen Kursteilnehmenden, die z.T. bereits als Projektleiter in der Branche arbeiten und fachtechnische Fragen in den Unterricht einbringen.

Wie beurteilst du den Lehrgang allgemein?

Mit den Fachlehrpersonen bin ich sehr zufrieden, sie vermitteln den Stoff auf verständliche Weise. Hingegen hätte ich mir gewünscht, dass mit dem praktischen Arbeiten bereits früher in der Ausbildung begonnen wird, v.a. das konkrete Montieren, Anschliessen und Messen einer Anlage. Dies erfolgte erst ganz am Schluss.  Dafür bin ich jetzt in der Lage, ganze PV-Anlagen zu planen und auszuführen.

Was hält nun die unmittelbare Zukunft für dich bereit?

Ich lebe gerne im Moment und mache nicht allzu viele Lebenspläne. Es wird sich zeigen, wie und in welchem Verhältnis sich die beiden Berufe kombinieren lassen. Ich nehme es, wie es kommt. Die Firma meines Göttis ist zur Zeit in Gründung. Wir haben bereits ein erstes Projekt zugesagt bekommen, notabene von meinem Vermieter.

Was würdest du selbst jungen Menschen als «Berufsberater» mitgeben?

Handwerkliche Arbeit finde ich grundsätzlich etwas Tolles und sehr Befriedigendes. Am Ende des Tages zu sehen und zu berühren, was man erschaffen hat – das ist sinnstiftend. Aber auch die positive Reaktion, manchmal sogar das Staunen der Auftraggebenden, ist total lässig. Wer gerne mit den Händen arbeitet, soll auf jeden Fall handwerkliche Berufe anschauen und ausprobieren. In unserem flexiblen Lehr- und Ausbildungssystem sind jederzeit Richtungsänderungen und Weiterbildungen möglich, so wie ich das jetzt mache.

 

Bildungsinstitut

STFW - Schweizerische Technische Fachschule Winterthur

PhotovoltaikIn-Installateur
mit STFW /suissetec-Zertifikat

www.stfw.ch > Gebäudetechnik > Zertifikatskurse

Ablauf

  • Kurstage: Montag, Dienstag (jeweils 08.10 bis 17.00 Uhr)
  • Dauer des Lehrgang: 18 Tage
    (+ 1 Tag Zertifikatsprüfung & Repetition Art. 14 NIV)

Die Abgabe des Zertifikats Photovoltaik-InstallateurIn erfolgt, wenn die Zertifikatsprüfung am Ende des Lehrgangs mit der Note 4,0 bestanden wurde.

Erworbene Qualifikation

Mit dem erfolgreichen Abschluss des Zertifizierungslehrganges sind Absolventen/innen befähigt, eine Photovoltaikanlage bis zum Wechselrichter auf verschiedenen Dach- und Wandaufbauten selber zu installieren. Dabei kennen sie sich nicht nur bei den einzelnen PV-Anlagen, sondern auch im Bereich der Baubewilligungsverfahren aus. Nach der fachmännischen Installation der Anlagen sind sie überdies geschult, selber die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen und Messungen durchzuführen.

Kontaktaufnahme

beratung@stfw.ch; Tel. 056 260 28 00

Standort STFW

Schlossstalstr. 95-139, 8408 Winterthur

 

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