Vom schulmüden Jugendlichen zum Topabsolventen der Höheren Berufsbildung: Dominik Schmid durchlief die beiden Stufen der Höheren Berufsbildung (Chefmonteur Heizung / Heizungsmeister) zügig. Das Gespräch mit ihm gewährt spannende Einblicke in die Anforderungen, mit denen sich Auszubildende in diesen Bildungsgängen konfrontiert sehen.


Text: Manuel Fischer; Fotos: Ethan Oelman


Wie bist du auf den Beruf des Heizungsinstallateurs gekommen? Wer hat Dich beeinflusst – vielleicht das Elternhaus?

Dominik Schmid: Von meinem Elternhaus aus hatte ich keine grossen Berührungspunkte zur handwerklichen Arbeit. Aber mein Onkel war Heizungsinstallateur im Raum Solothurn/Bern. Als kleiner Bube durfte ich mit ihm auf Baustellen mitkommen, und so bin ich das erste Mal mit der Gebäudetechnik-Branche in Berührung gekommen.

In meiner Schulzeit hatte ich die Prioritäten weniger aufs Lernen gesetzt. Für mich war es eher wichtig, körperlich gefordert zu sein und am Ende des Tages zu sehen, was ich mit meinen Händen geschaffen habe.

Also kam der Zeitpunkt, wo man sich orientieren musste, welchen Beruf zu einem passt. Hast Du geschnuppert?

Ja, ich schnupperte in handwerklichen Berufen, auch als Spengler oder Maurer. Ich merkte schnell, dass die Haustechnik-Branche genau das Richtige für mich ist. Dann kam die Frage auf: Sanitär oder Heizung? Und ich habe mich damals für die Heizungsseite entschieden.

In welchem Betrieb hast Du die Lehrzeit verbracht?

Meine Lehrzeit verbrachte ich in einem regionalen Kleinbetrieb – ein klassisches KMU mit circa 15 Leuten. Das war ein Sanitär- und Heizungsinstallationsbetrieb. Dort hatte ich auch meine ersten Berührungspunkte mit dem Sanitärhandwerk. Ich hatte die Lehre zum Erstaunen meines Umfelds gut abgeschlossen – mit einer Durchschnitts-Note von 5,2. Durch den guten Lehrabschluss hatte ich mein erstes grosses Erfolgserlebnis, das mir zeigte: Ich kann mir mit genug Ehrgeiz und Engagement theoretisches Wissen aneignen und dieses auch im richtigen Moment abrufen.

Wie ging es weiter? Hast Du zielgerichtet bereits eine Weiterbildung angepeilt?

Nach meinem Lehrabschluss wechselte ich zu meinem jetzigen Arbeitgeber. Ich wollte in meinem Lehrbetrieb nicht mehr als «ausgelernter Stift», sondern als vollwertiger Monteur wahrgenommen werden und Verantwortung übernehmen.

Im August 2015 startete ich beim jetzigen Arbeitgeber als Heizungsinstallateur, musste aber im Oktober 2015 in die Rekrutenschule einrücken. Vom Militärdienst zurück an den Arbeitsort hatte ich im Verlauf des Folgejahres ein Gespräch mit dem Geschäftsführer. Ich signalisierte ihm, dass ich nicht abgeneigt wäre, eine Weiterbildung zu machen. Also stellte sich die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Schliesslich entschloss ich mich, am Lehrgang «Chefmonteur Heizung» teilzunehmen.

Wie sieht das Zeitmanagement aus bei einer solchen Weiterbildung? Hast Du dein Arbeitspensum reduziert?

Nein, das tat ich nicht. Ich bekam sehr viel Unterstützung von meinem Arbeitgeber – sowohl in finanzieller als auch zeitlicher Hinsicht. Er hat einen Teil der Weiterbildungskosten übernommen. Mein Arbeitgeber ist mir überdies bei der Bewältigung der Fehlstunden entgegengekommen und gab mir die Möglichkeit, die Fehlzeit über einen längeren Zeitraum durch Lohnkompensation oder Überstunden zu abzubauen.

Für die Weiterbildung hatte ich bewusst das Modell mit Blockunterricht gewählt: Während den je zweiwöchigen Schulblöcken weilt man im Bildungszentrum Lostorf. Das ist empfehlenswert, weil der Arbeitgeber entsprechend disponieren muss: «Der Monteur ist weg, er ist in der Schule zum Lernen.»

Wie war das Verhältnis unter den Lernenden?

Durch den Blockunterricht entwickelt man einen starken Teamgeist, weil alle gemeinsam auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Alle sind hochmotiviert. Ich stellte fest: In der höheren Weiterbildung herrscht eine ganz andere Lernmentalität als in der Berufsschule der Erstausbildung.

Dominik Schmid:
Dominik Schmid: «Jeder, der in der Gebäudetechnikbranche eine Kaderfunktion innehat, sollte seinen ganz persönlichen Beitrag zur Berufsbildung leisten.»

Mit der zweistufigen höheren Berufsbildung hast Du Dich zuerst zum Chefmonteur Heizung, danach zum Heizungsmeister qualifiziert. Welche Hürde ist anspruchsvoller?

Beide Etappen waren gleich schwierig, aber auf unterschiedliche Weise. Der Weg vom gelernten Heizungsinstallateur zum Chefmonteur ist ein grosser Sprung, wenn man direkt von der Baustelle kommt. Plötzlich wird von einem massiv mehr Fachkompetenz verlangt. Vom Chefmonteur zum Meister ist der Sprung ebenfalls gross: In der Meisterschule kommen plötzlich betriebswirtschaftliche Themen wie Buchhaltung, Rechnungswesen und Kostenrechnung hinzu.

Von einem Chefmonteur wird erwartet, dass er sich bei der Betreuung der Lernenden im Betrieb engagiert. Ist das eine Aufgabe, die Du gerne erfüllst?

Es ist im Tagesgeschäft manchmal schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen, aber ich finde es ein sehr wichtiges Thema. Ich bin der Meinung, dass jeder, der in der Gebäudetechnikbranche eine Kaderfunktion innehat, seinen ganz persönlichen Beitrag leisten sollte, sei es durch Unterstützungsunterricht, durch Mitarbeit an der Revision der höheren Berufsbildung oder durch persönliches Engagement an Bildungsinitiativen des Verbands.

Für die Abschlussprüfung zum Heizungsmeister ist auch eine Fallstudie zur Unternehmensführung durchzuführen.

Ich musste mich mit Garantiefristen bei Werkverträgen auseinandersetzen und das erworbene Wissen dazu auf den konkreten Fall anwenden. Man muss dabei vernetztes Denken anwenden, wie wir das vorgängig beim Vernetzungsmodul geübt hatten. Wir bildeten aus verschiedenen Fachrichtungen (Heizung, Sanitär, Spenglerei) fiktiv ein Unternehmen. Als Fallbeispiel waren wir vor die Situation gestellt, dass ein grosser Kunde Konkurs ging; offene Rechnungen und laufende Aufträge waren hängig. Wir mussten dann im Plenum besprechen, wie man weiter vorgeht: Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es? Was macht wirtschaftlich Sinn? Die Meinungen zur Vorgehensweise sind verschieden. Eine wertvolle Erfahrung, denn in der Unternehmensführung geht es nicht nur um rechtliche Aspekte, sondern es geht um handfeste Interessen aller Beteiligten.

Wie verlief die Diplomarbeit zum Thema Heizungsinstallation?

Ich erlebte es als Feuertaufe oder als so etwas Unangenehmes wie die Rekrutenschule: Steckt man mittendrin, denkt man sich: «Muss das sein. Das ist mühsam und eine Qual.» Aber rückblickend merkt man, wie extrem lehrreich diese Zeit war. Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so viele Stunden in so kurzer Zeit so gebündelt in ein einziges Projekt investiert.

 

Es ist möglich, sich in neue Themen einzuarbeiten
Dominik Schmid: «Die Weiterbildung hat mir gezeigt: Es ist möglich, sich in neue Themen einzuarbeiten, auch wenn man zu Beginn nicht sofort durchblickt.»

Höhere Berufsbildung - Heizungsmeister/-in mit eidg. Diplom

Heizungsmeister leiten einen Installations-Betrieb der Heizungsbranche oder übernehmen in einem grösseren Unternehmen eine Führungsfunktion. Sie akquirieren Aufträge, erstellen Offerten, führen die Mitarbeitenden, pflegen den Kundenkontakt und sind für die gesamte Auftragsabwicklung verantwortlich.

Ziele der Weiterbildung

Dieser berufsbegleitende Bildungsgang richtet sich an Berufsleute, die ihre Fachkenntnisse erweitern und sich auf die Führung eines Unternehmens oder eines Geschäftsbereiches vorbereiten wollen.
Das Bestehen des Bildungsganges (inkl. höherer Berufsprüfung) führt zum eidgenössischen Diplom (Meisterprüfung).

Zulassung zur Abschlussprüfung

Bei Prüfungsantritt erforderlich:
Eidg. Fachausweis als Chefmonteur/in Heizung sowie mind. 4 Jahre Berufspraxis in der Heizungsbranche
Nachweis der erforderlichen Modulabschlüsse.

Dauer / Daten

Der Bildungsgang dauert rund 1,5 Jahre bis 2 Jahre
Der Bildungsgang ist modular aufgebaut.
Die Module werden je nach Anbieter in Ausbildungsblöcken von 2 bis 3 Wochen oder fixen Wochentagen (z. B. Freitag und Samstag) angeboten.
Der Studiengang umfasst ca. 628 Lernstunden plus Modulprüfungen. Bei den Zeitangaben handelt es sich um Richtwerte in Stunden. Nicht eingeschlossen ist zusätzlicher Aufwand der Teilnehmenden für Selbststudium, Prüfungsvorbereitung und dem Verfassen der Diplomarbeit.

Bildungsanbieter suissetec Campus

Beginn nächster Bildungsgang: 01. Dezember 2025

Ende des Bildungsgangs: 19. November 2026

Abschlussprüfung: März 2027

www.suissetec.ch > Bildung > Weiterbildung > Heizungsmeister/in HFP

Was war denn die konkrete Aufgabenstellung zu deiner Diplomarbeit?

Wir hatten die Aufgabe, eine komplette Ausführungsplanung für ein fiktives Mehrfamilienhaus in St. Moritz zu erstellen und ein Konzept für die Lüftung des Fitnessraums zu entwickeln – auf der Basis einer architektonischen Rohplanung. Das klingt im ersten Moment nach wenig, aber genau das ist die Schwierigkeit bei der Diplomarbeit: Herausfinden, was wirklich relevant ist. Aber man will natürlich auf alle möglichen Fragen vorbereitet sein, denn ein wichtiger Teil der Diplomarbeit ist auch die mündliche Präsentation, in der das gesamte Projekt vorgestellt wird.

Dabei hat sich gezeigt, dass diejenigen, die genau wussten, was verlangt wird, und sich darauf konzentrierten, oft im mündlichen Teil Schwierigkeiten hatten, sich zu erklären. Andersrum gab es diejenigen, die viel zu tief ins Detail gingen – zum Beispiel bei der Belüftung des Fitnessraums –aber dafür genau begründen konnten, weswegen sie sich für das Anlagekonzept XY entschieden hatten.

Und wie profitierst du heute in deinem Alltag von deiner intensiven Weiterbildung?

Einerseits durch das erworbene Wissen, ohne dieses, ich nicht in meine jetzige Position gekommen wäre, andererseits aber auch durch das Selbstbewusstsein: Ich kann mir völlig neue Themen aneignen, auch wenn ich zu Beginn noch gar nicht durchblicke.

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