Die umsichtige Sanierung der katholischen Kirche St. Paulus in Dielsdorf zeigt: Gebäudetechnische Erneuerung unter Bedingungen des Denkmalschutzes gelingt, wenn die Möglichkeiten des Geländes erkundet und man mit allen Beteiligten – auch der Nachbarschaft – nach einer einvernehmlichen Lösung sucht. Eine Sole/Wasser-Wärmepumpe sorgt nun für umweltfreundliche Wärme, eine Lüftungsanlage sorgt für einen energieeffizienten Luftwechsel.


Text: Manuel Fischer

Redaktionelle Bearbeitung: Phase5


Das symbolisierte Zelt in Sichtbetonbauweise der katholischen Kirche St. Paulus in Dielsdorf gilt mittlerweile als herausragendes Bauwerk. Seit dem Bau vor über 60 Jahren wurde die Kirche regelmässig unterhalten, es wurde jedoch keine umfassende Sanierung umgesetzt. Nachdem 2016 Pumpen der über 50 Jahre alten Heizung ausfielen und es zu Einbrüchen ins Pfarrhaus kam, beschloss die Kirchenpflege, die Kirche mit den Nebengebäuden technisch zu sanieren, ohne die Architektur zu ändern.

Wärme aus erneuerbarer Energie

Die Hälg & Co. AG Zürich wurde mit der Sanierung und Optimierung der gebäudetechnischen Anlagen der Gewerke Heizung und Lüftung/Klima beauftragt. Das Fachplanungsunternehmen Hochstrasser Glaus & Partner Consulting AG in Zürich führte vorgängig die umfangreichen Projektarbeiten durch. Gemäss Projektleiterin Jasmin Biondi seien im Vorfeld der Wettbewerbseingabe alle Optionen hinsichtlich einer treibhausgasfreien Wärmeversorgung (Wärmenetz, Geothermie, Pellets usw.) geprüft worden.

Innerhalb dieser Optionen bot sich das Konzept für die Installation einer Sole-Wasser-Wärmepumpe, welche das Erdreich als Energiequelle nutzt, als wirtschaftlichste Lösung an. Glücklicherweise waren die Platzverhältnisse geeignet, um dieses auch umzusetzen. Die Wärmepumpe mit einer Wärmeleistung von 85 kW ist in der Heizungszentrale im Untergeschoss neu installiert worden. Ganze 15 Erdsonden wurden auf der freien Fläche vor dem Eingang in die Seitenkapelle abgeteuft und anschliessend mit einem Wasser-Glykol-Gemisch (75/25%) befüllt. So gelangt nun klimafreundliche Energie aus über 140 m Tiefe in die Kirchenräume.

Anforderungsreiche Lüftungsführung

Infolge der Aufnahme des Bauwerks im Mai 2021 ins Inventar der Denkmalschutzobjekte, galt es nun für alle Beteiligten, die Anforderungen der Denkmalpflege einzuhalten. Die Fachplanung hatte die Aufgabe, die veraltete Umluftanlage durch ein modernes lüftungstechnisches System zu ersetzen, welche die unbehandelte Aussenluft miteinbezieht. Für die Lüftung war vor allem die Gestaltung der Aussenluft- und Fortluft-Fassungen speziell, da sie sowohl die technischen Anforderungen erfüllen, aber die ästhetische Aussenwirkung der Kirche nicht beeinträchtigen sollte.

Innerhalb einer Wohnzone gelegen, mussten die von der Nachbarschaft geäusserten Bedenken hinsichtlich Optik und Akustik der Lüftungsführung berücksichtigt werden. Die Fassungen sind nun mit hölzernen Paneelen von der Umgebung abgeschirmt und sind Teil einer Remise. Anschliessend sind die Aussen- und Fortluftkanäle in einem Schacht unter Terrain geführt. Eine weitere Knacknuss: Für die Lüftung mussten auch die alten, bestehenden, verwinkelten Betonschächte unter dem Kirchenschiff saniert und ins neue Konzept integriert werden. Auch weitere bestehende Anlageteile wie die eingelassenen Gitter auf dem Fussboden der Kirche blieben erhalten, da so die Abluft aus dem Kirchenraum über Ventilatoren abgesogen wird. Der neue Monoblock wurde im Technikraum des Untergeschosses installiert.


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